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Noch mehr Bevölkerungswachstum?

Im Leitartikel des «Volksfreundes» vom Landsgemeinde-Samstag stellt Chefredaktor Tommaso Manzin Überlegungen zu den Herausforderungen und Perspektiven von Innerrhoden an.

 

Im Untertitel heisst es «Die Zukunft Appenzell Innerrhodens hängt vom Bevölkerungswachstum ab». Ist dem wirklich so? Wir be-zweifeln dies. Er bedauert, dass sich an den Wahl-Anhörungen zur Landsgemeinde die Kandidierenden nicht für ein «20 000-Innerrhoden» erwärmen konnten. Lebten wir mit 15'000 EinwohnerInnen nicht auch gut? Die Aussage «… ohne Bevölkerung ist alles nichts» dramatisiert masslos.

 

Was bedeutet Bevölkerungszunahme?

Bevölkerungswachstum heisst Bauen. Bauen heisst weniger grüne Wiesen, Bodenverschleiss, mehr Verkehr, Sprengen der von Landschaft und Natur gesetzten Grenzen. Wassermangel im Sommer, Warteschlangen vor den Kreiseln, überfüllte Parkplätze am Eingang zum Alpstein oder die Forderung nach einem Liebegg-Tunnel zeigen, dass unser Land jetzt schon aus allen Nähten platzt.

 

Bevölkerungswachstum und Übernachtungen – Zusammenhang?

Als Fazit der Überlegungen steht im Titel «Mehr Übernachtungen braucht das Land». Mit dem gewünschten Bevölkerungswachstum hat dies allerdings nichts zu tun. Es ist unbestritten, dass unser Tourismus eine längere Aufenthaltsdauer der Gäste anstreben muss. In unseren Beherbergungsbetrieben finden sie meist auch genügend Platz. Sie nehmen sicher nicht Einheimischen und potenziellen Zuzügern Wohnungen weg.

 

Falsche Wohnangebote

Seit langem wird bei uns sehr viel gebaut, aber zum grossen Teil nicht entsprechend der Zahlungsfähigkeit der hiesigen Bevölke-rung, speziell der Jungen. Für junge Familien fehlt bezahlbarer Wohnraum. Der Kanton steht tatsächlich – wie dem Autor beizu-pflichten ist – in der Verantwortung, Familien anzuziehen. Mit ihnen könnten wir die Bevölkerung mehr als halten.  

Bisher überliess die Politik den Wohnungsbau der Privatwirtschaft. Resultat ist ein Preisniveau, das die meisten nicht verkraften. Es besteht Handlungsbedarf. Eine Chance, hier aktiv zu werden, bietet sich zum Beispiel auf dem weitgehend brachliegenden Kran-kenhaus-Areal. Boden dafür im Baurecht abzugeben, kostet den Kanton keinen Investitionsfranken.

 

Es ist für einen kleinen Kanton zweifellos nicht einfach, die üblichen Grundangebote zu gewährleisten und Eigenständigkeit zu bewahren. Politischer Wille, Pflege von Identität und Kultur, Kreativität, Innovationsgeist und Zusammenstehen sind jedoch eine gute Basis. 

Die Zukunft Innerrhodens hängt daher nicht vom Bevölkerungswachstum ab – ganz im Gegenteil!

 

Gruppe für Innerrhoden (GFI), Josef Manser

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